Das Baba Yetu reißt die Zuhörenden von ihren Plätzen - sie tanzen und klatschen mit
Pater Noster, Notre Père, Otče naš oder Baba Yetu – nicht nur die verschiedenen Sprachen, sondern auch den je eigenen Charakter der Vertonungen des zentralen christlichen Gebets aus fünf Jahrhunderten formte der KonzertChor Ravensburg am 10. November zu Klang. Mal gregorianisch mit einer kleinen Männerschola in der fernen Apsis, mal kräftig und opernhaft wie bei Giuseppe Verdis Pater noster oder in mystischem Sprach- und Stimmengewirr bei Wolfgang Stockmeiers Vater unser füllte er den Raum der gut besetzten Liebfrauenkirche. Das ging unter die Haut.
In Alessandro Stradellas Pietà Signore und Joseph Bonnets Pater noster konnte Solist Ulf Gloede die ganze Bandbreite seiner sonoren Tenorstimme entfalten. Chorleiter Hans Georg Hinderberger begleitete ihn an der Orgel. Während die Werke von Heinrich Schütz, Christian Heinrich Rinck, Giacomo Meyerbeer und Peter Iljitsch Tschaikowsky das Vaterunser in ihrem je eigenen Stil interpretierten, regten eine Neuübersetzung des Gebets aus der aramäischen Sprache Jesu und eine moderne Auslegung der Kellenrieder Benediktinerin Schwester Charis Doepgen vorgelesen zum Nachdenken an.
Zu Maurice Duruflés Notre Père umarmte der Chor die Zuhörenden musikalisch mit seiner Aufstellung um die Bankblöcke. Das einstimmige Vater unser von Jacques Berthier übersetzten die etwa 60 Sängerinnen und Sänger in Gebärdensprache. Und dann kam Baba Yetu, das Vaterunser auf Swahili, das Christopher Tin für Sid Meier's digitales Globalstrategiespiel Civilization IV komponierte. Am Keyboard begleitet von Hans Georg Hinderberger, von Perkussion unterstützt und von Ulf Gloedes Tenor überstrahlt sprang der Funke schnell auf die Zuhörenden über. Bei der Zugabe konnten sich viele nicht mehr auf den Plätzen halten. Ein bewegender Abschluss des vielfältigen Konzerts.
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